... Das lag meiner Meinung nach an der guten personellen Organisation. Es gab eine Anästhesie-Nurse, eine Instrumentierende und eine Springerin, die für einen reibungslosen Ablauf sorgte. Die Anästhesie-Nurse und die Springerin wurde zweimal während der Operation von Kollegen abgelöst, damit diese eine Pause machen konnten. Zusätzlich gab es extra Personal, das für das Umlagern der Patienten und die CT-Aufnahmen zuständig war. Jeder konnte in Ruhe und konzentriert seine Arbeit machen und trotzdem blieb genügend Zeit für ein kleines Späßchen zwischendurch. Die Patientensicherheit steht an erster Stelle und da darf es an guter Organisation nicht fehlen.
Anders als bei uns in Deutschland kommen die meisten Patienten nicht sediert in den OP, sie legen sich meist noch selbst auf den OP-Tisch, es sei denn sie haben starke Angst vor der OP.
Der Grund dafür ist, dass die Autonomie und Selbständigkeit des Patienten so lange wie möglich erhalten werden soll. Sie sollen "ihren Verstand nicht an der Pforte abgeben und sich dem Klinikpersonal ausliefern", sondern ihren Aufenthalt selbst gestalten. Ressourcenförderung ist hier insgesamt sehr wichtig.
Für uns sehr ungewohnt ist auch, dass keine Einverständniserklärungen für OP's oder andere Eingriffe vorliegen müssen. Mündliche Aufklärungen sind ausreichend, finden hier jedoch teilweise viel ausführlicher statt und werden zu einem Großteil auch von Pflegekräften übernommen.
Mit meiner Anleiterin habe ich mich auch unter anderem darüber unterhalten, was sie am finnischen Gesundheitssystem ändern würde. Sie wünsche sich eine bessere, modernere, akademische Ausbildung aller Leitungskräfte, die sich an aktuellen Leitungsmethoden orientiere. Zwar hätten schon viele Leitungskräfte einen Masterabschluss, aber noch lange nicht genug. Außerdem müssten Pflegekräfte an ihrer Toleranz arbeiten, anderen ihre Qualifikation zugestehen und nicht neidisch auf deren angebliche Vorteile im System sein. Diesen Kritikpunkt habe ich jedoch bisher während der Hospitation nicht beobachten können. Meiner Meinung nach wird hier ein skill-and-grade-mix sogar begrüßt. Aber das ist wahrscheinlich auch abhängig vom Arbeitsbereich und den Charakteren der Pflegenden; ganz ähnlich wie bei uns. In Finnland wie in Deutschland wird also fleißig an der Professionalisierung der Pflege gearbeitet, wobei meiner Meinung nach die Finnen uns ein ganzes Stück voraus sind.
Ein schlumpfiges bis bald, eure Margarete
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