Soziale Innovation durch assistierte Arbeit
Überblick:
Einführung
Das Projekt „SInnAssist – Soziale Innovation durch assistierte Arbeit für Personen mit Beeinträchtigungen“ ist ein Verbundprojekt der Fachhochschule der Diakonie (FHdD) in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) mit dem Ziel einer verbesserten Inklusion durch Reformation sozialer Praktiken, indem erstmals unter den Aspekten von Teilhabe und Interaktion Assistenzsysteme in Montagebereichen von Unternehmen und Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) zur Verbesserung der sozialen Arbeit eingesetzt werden.
Einen Schwerpunkt bildet hierbei die verbesserte Durchlässigkeit zum ersten Arbeitsmarkt durch den dezentralen Einsatz von Assistenzsystemen für Personen mit Unterstützungsbedarfen in Unternehmen. Entsprechend der Richtlinie zur Förderung von Forschung an Fachhochschulen zur Verbesserung der Lebensqualität in Stadt und Land durch soziale Innovationen (FH-Sozial) wird ein konkreter Lösungsansatz entwickelt und erforscht, der die Lebenssituation von Personen in sozialen Problemlagen verbessert und die Chancengleichheit erhöht.
Das Verbundprojekt wird gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).
Projektbeteiligte
Kooperationsrunde:
Projektteam:
FH-Diakonie:
TH-OWL:
Projektpartner:
Projektphasen
Das Projekt SInnAssist startet in die erste umfassende Projektphase. Nach einer Zeit der gemeinsamen Findung in den Projektteams selbst und untereinander, einem Austausch mit den Projektpartnern und der Klärung der geplanten Vorgehensweise werden die ersten praktischen Schritte angegangen.
I. Analyse der Fragestellung + Festlegen der Messinstrumente
Phase I, aufgeteilt auf zwei Arbeitspakete, beschäftigt sich mit der Erkundung des Forschungsfeldes, der ersten Analyse der Fragestellungen rund um etwaige Anforderungen an verschiedene Assistenzen und der Festlegung der Messinstrumente. Vor dem Hintergrund, ein sozial innovatives, hybrides (sowohl technisches als auch personales) Assistenzsystem für Personen mit Unterstützungsbedarfen zu entwickeln, um diesen eine inklusivere Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen, bestehen die ersten Aufgaben darin, bestehende Strukturen innerhalb der Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) und der Unternehmen des ersten Arbeitsmarktes zu erfassen und zu analysieren. Gleichzeitig müssen Anforderungen und Umfänge möglicher Assistenzleistungen eruiert und mit den unterschiedlichen Gegebenheiten in beiden Feldern abgeglichen werden. Methodisch steht dazu eine umfassende Literaturrecherche, sowie die Durchführung von Experteninterviews mit unterschiedlichen Personenkreisen (Personen mit Unterstützungsbedarfen, assistierende Mitarbeitende in der WfbM, Mitarbeitende in Leitungs- und Koordinationsfunktionen in der WfbM, Montagemitarbeitende im Unternehmen des ersten Arbeitsmarktes, Mitarbeitende in Leitungs- und Koordinationsfunktionen im Unternehmen des ersten Arbeitsmarktes) und die Durchführung von Beobachtungsstudien vor Ort in den Organisationen auf dem Plan.
Obwohl die Umstände der Corona-Pandemie die grundsätzlichen Planungen ein wenig durcheinandergeworfen bzw. ins Stocken gebracht haben, konnte es dennoch gelingen, eine große Zahl von Interviewpartner*innen zu gewinnen und mit diesen Interviews an ihren Tätigkeitsorten sowie erste Beobachtungen vor Ort bei den Projektpartnern durchzuführen. Die entstandenen Audiomitschnitte befinden sich teilweise noch im Prozess der Transkription und werden anschließend mit Instrumenten der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Es verfestigt sich bereits ein erstes Bild, das viel weitere Arbeit verspricht.
II. Analyse + Entwicklung von hybriden Assistenz-Systemen
Phase II des Projektes befasst sich mit der zusammenstellenden Analyse und der Entwicklung der angedachten Tools und Systeme. Die Anforderungsanalysen der ersten Phase verdeutlichen, in welchen Bereichen Assistenzleistungen neu gedacht werden können und sollten. Dazu wurden Kategorien aus den Interviews abgeleitet, welche vertiefend durch die Erkenntnisse der Beobachtungsstudien ergänzt wurden. Im Fokus stehen Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen als Beschäftigte im Rahmen manueller Montageprozesse im Bereich der industriellen Fertigung. Die Kategorien der Qualitätssicherung, der Planungsstruktur sowie der Organisation der sozialen und organisatorischen Rahmenbedingungen spielen eine leitende Rolle für den an die Analysephase anschließenden Entwicklungsprozess.
Federführend von Seiten der TH OWL wird an einem operativen, technischen Assistenzsystem gearbeitet, welches die Prozesse der Qualitätskontrolle unterstützt und ein selbstständigeres, eigenverantwortlicheres Arbeiten für Personen mit Unterstützungsbedarfen ermöglichen soll. Darüber hinaus bietet sich so die Möglichkeit auch komplexere Tätigkeiten und Arbeitsaufgaben durchzuführen. Bestehende Barrieren für Personen mit Unterstützungsbedarfen gerade im kognitiven Bereich werden hierüber reduziert und abgebaut. Des Weiteren beschäftigt sich die TH OWL mit der Entwicklung eines informatorischen, technischen Assistenzsystems zur Unterstützung der Tagesplanung und -strukturierung. Dabei geht es darum, bestehende Produktionsaufgaben ausgehend von bestehenden Fähigkeiten und Kompetenzen passgenau den Personen mit Unterstützungsbedarfen zuzuordnen und in deren Tagespläne zu implementieren. Angedacht ist ein System, welches sich dem Lernfortschritt der Personen anpasst und im Abgleich Aufgaben entsprechend der anfallenden Produktionsaufträge verteilt. Damit wird ebenfalls das Ziel verfolgt, ein selbstständigeres, eigenverantwortlicheres Arbeiten für Personen mit Unterstützungsbedarfen zu ermöglichen und Möglichkeiten zu schaffen, komplexere Tätigkeiten und Arbeitsaufgaben durchzuführen. Zeitgleich beschäftigt sich die FH der Diakonie mit der Ausgestaltung der personellen Assistenz. Die technischen Assistenzsysteme leisten neben ihrem Nutzen für die Personen mit Unterstützungsbedarfen einen zusätzlichen Beitrag im Bereich der Erleichterung der Arbeit der assistierenden Fachkräfte im Bereich der WfbM. Es entstehen neue Kapazitäten, die im Sinne der Konzentration auf die Gestaltung von Übergangsprozessen von der WfbM auf den ersten Arbeitsmarkt gewinnbringend genutzt werden können. Die FH der Diakonie arbeitet dementsprechend an der Umgestaltung bestehender personeller Assistenzleistungen mit einem zentraleren Fokus auf der Arbeit im Netzwerk mit Unternehmen des ersten Arbeitsmarktes zur Schaffung tragfähigerer Beziehungen zur Ermöglichung realer Übergänge von der WfbM auf den ersten Arbeitsmarkt.
Als nächster und finaler Schritt ist der Test unter realen Bedingungen geplant. Die ersten Vorbereitungen mit den Kooperationspartnern in dieser Richtung sind bereits in vollem Gange. Sobald sich neue Entwicklung ergeben, werden an dieser Stelle weitere Informationen folgen.
III. Abgleich mit Realität / Test + Evaluation / Ergebnis
folgt
Grundlegende Literatur
- Bächler, L. (2020). Teilnahme an Arbeit durch technische Assistenz. Eine feldstudie in einer Werkstatt für behinderte Menschen. Siegen: universi
- Bundesarbeitsgemeinschaft für überörtliche Träger der Sozialhilfe und der Eingliederungshilfe [BAGüS] (2021). Kennzahlenvergleich Eingliederungshilfe 2021 für das Berichtsjahr 2019. [statistischer Bericht]. online unter: http://kennzahlenvergleich-eingliederungshilfe.de/images/berichte/2021-03-23%20BAGS%20Bericht%20Kennzahlenvergleich%20Berichtsjahr%202019%20final.pdf
- Greving, H. / Scheibner, U. (Hrsg.)(2021). Werkstätten für behinderte Menschen. Sonderwelt und Subkultur behindern Inklusion. Stuttgart: Kohlhammer
- Misselhorn, C. / Behrendt, H. (Hrsg.)(2017). Arbeit, Geechtigkeit und Inklusion. Wege zu gleichberechtigter gesellschaftlicher Teilhabe. Stuttgart: J.B.Metzler
- Schreiner, M. (2017). Teilhabe am Arbeitsleben. Die Werkstatt für behinderte Menschen aus sicht der Beschäftigten. Wiesbaden: Springer VS
- Theunissen, G. (2021). Behindertenarbeit vom Menschen aus. Unterstützungssysteme und Assistenzleistungen für Menschen mit Lernschwierigkeiten und komplexer Behinderung. Freiburg im Breisgau: Lambertus
- Schwalb H. / Theunissen G. (Hrsg.)(2018). Inklusion, Partizipation und Empowerment in der Behindertenarbeit. Best Practice-Beispiele: Wohnen – Leben – Arbeit – Freizeit. 3. Auflage. Stuttgart: Kohlhammer
- Wansing, G. / Welti, F. / Schäfers, M. (Hrsg.)(2018). Das Recht auf Arbeit füt Menschen mit Behinderungen. Internationale Perspektiven. Baden-Baden: Nomos
Gesetzliche Grundlagen
- UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) - Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen
- Sozialgesetzbuch Neuntes Buch (SGB IX) - Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen
- Werkstättenverordnung (WVO)