Guten Tag meine lieben Leser und Leserinnen,
wie angekündigt habe ich den heutigen Tag mit der Case Managerin im Hospiz verbracht. Um 8:00 Uhr starteten wir in ihrem Büro, welches sie sich mit der anderen Case Managerin teilt. Beim kurzen Kennenlernen hat sie mir erzählt, dass sie aus dem pädagogischen Bereich kommt und bereits seit vier Jahren hier arbeitet. Ihre Hauptaufgaben im Hospiz sind vor allem Aufnahmeplanung, Koordination, Beratung und Öffentlichkeitsarbeit.
Nachdem sie ihren digitalen Terminkalender für heute checkt, schaut sie sich die Aufnahmeplanung für diese und die nächste Woche an und zeigt mir eine Liste von Familien, die auf der Warteliste stehen. So unglaublich viele Namen, die mit verschiedenen Farben markiert sind und jede Farbe bedeutet etwas anderes. Beispielsweise bedeutet hellgrün, dass diese Familie noch unterlagen zugeschickt bekommen müssen, gelb bedeutet, dass diese Familie noch keine Rückmeldung zur Kostenübernahme von der Pflegeversicherung genehmigt bekommen haben. Die dunkelgrün markierten Familien haben alle Unterlagen für einen Hospizaufenthalt unterschreiben und diesen genehmigt bekommen. Lila markiert sind die Familien, dessen Aufenthalt z.B. aufgrund von Pflegekraftmangel oder dringlicheren Familien mit Kindern in der finalen Phase verschoben, verkürzt oder abgesagt werden muss. Denn anders als im Hospiz für Erwachsene werden im Kinder- und Jugendhospiz nicht nur Menschen in der Sterbephase, sondern Kinder- und Jugendliche (mit einer lebensverkürzten Erkrankung in jeder Krankheitsphase) UND ihre Familien (Eltern und Geschwister) aufgenommen. Diese Entlastungspflege ist wie Urlaub für die Familie, denn die Pflege des kranken Kindes wird von dem Pflegepersonal übernommen und Eltern und Geschwisterkinder entweder mit oder ohne den Hospizgast z.B. Tagestrips in einem Tierpark machen oder im hospizeigenen Whirlpool entspannen.
Was ich persönlich sehr schön finde, ist das für die betroffenen Familien keine Kosten anfallen, denn so erzählt mir die Case Managerin, dass 95% der Kosten von der Kurzzeitpflege (Pflegeversicherung) übernommen wird, die restlichen 5% übernimmt das Hospiz.
Später legt die Case Managerin einige Akten für Gäste, die die nächste Woche kommen, an. Neben den mittlerweile üblichen Corona-Unterlagen (Intervalle, wann sie die Gäste, Familien, Besucher testen müssen) und den Raumnutzungsvertrag für die Zimmer der Familie, befindet sich der Hospizvertrag. Dort ist unter anderem aufgeführt was ein Hospiz ist und was ein Hospizgast ist, die Leistungen vom Hospiz, die psychosoziale Betreuung, Datenschutz, Einwilligung für die Teilnahme an Tagesaktionen für die Gäste und die Einverständniserklärung für die Videoüberwachung in den Gastzimmern. Bei Fragen zu diesen Themen können die Erziehungsberechtigten sich immer an die Case Managerin wenden.
Später folgte ein Telefonat mit einer Mutter, die einen so genannten Schnupperaufenthalt (erster Hospizaufenthalt) wollte. Dieser ist mindestens drei Tage lang und MUSS von mind. einem Erziehungsberechtigten Tag und Nacht begleitet werden, damit ein Kennlernen zwischen Pflegekräften, Gastkind und Familie stattfinden kann. Nur so ist das Ziel, dieses Kind und die Familie bis und vor allem in der Sterbephase zu begleiten, möglich. Die Case Managerin erzählte mir im Vorhinein, dass die Eltern meist sehr schockiert und frustriert reagieren, wenn sie ihnen erzählt, dass der Aufenthalt möglicherweise erst in einem halben Jahr stattfinden kann. das ist immer abhängig vom Pflegepersonal, der Ferienzeit (sehr beliebt bei Familien mit weiteren Kindern) und vielen weiteren Faktoren. Oft haben die Familien schon einen langen Weg hinter sich, bis sie überhaupt im Hospiz anrufen und sind in einer verzweifelten Lage, weil z.B. die Pflege durch einen Ausfall der ambulanten Pflege oder einer akuten Verschlechterung des Gesundheitszustandes nicht mehr gewährleistet ist. So reagiert auch diese Mutter fast schon fassungslos auf diese Nachricht und fragt mehrfach sehr verzweifelt, ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt die nächsten Wochen anzureisen. Sehr beeindruckend fand ich die Reaktion der Case Managerin, die sehr freundlich, aber bestimmt der Mutter deutlich gemacht hat, dass sie ihre Situation gut nachvollziehen kann, aber dass sie leider keine Möglichkeiten (aus den oben genannten Gründen) hat. Schlussendlich hat sie ihr noch Kurzzeitpflegeeinrichtungen empfohlen und ihr einen Termin zur Hospizbesichtigung gegeben.
Danach folgten noch weitere Telefonate, allerdings mit Eltern, die schon öfter einen Hospizaufenthalt hatten und noch organisatorische Fragen stellten.
Mir hat dieser Tag gezeigt, wie wichtig und wertvoll das Case Management sowohl für die Hospizgäste, den Familien als auch für die Pflege ist.
Nächste Woche darf ich die Case Managerin einen weiteren Tag begleiten. Ich bin schon sehr gespannt!
Am Donnerstag habe ich einen freien Tag, deswegen melde ich mich am Freitag bei euch!
Eure Kathrin :)
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