... das ist ein Satz, der fällt, wenn man mit den Teammitgliedern über die Wirkweise von BET redet.
Aber was ist BET, für welche PatientInnen kommt sie in Frage und wie wirkt diese Therapie? Meine folgenden Erläuterungen erheben keinen Anspruch auf die genaue und umfassende Wiedergabe der BET, die um vieles komplexer ist, als von mir dargestellt. Aber ich möchte versuchen einen kleinen Ausschnitt davon aufzuzeigen.
Die Basale Expositionstherapie wurde nach vielen Jahren Beobachtungen und Erfahrungen durch Diddrik Heggdal in Norwegen konzeptualisiert und entwickelt. Auslöser dafür war die Tatsache, dass das Gesundheitswesen und deren Haltung dazu beiträgt, dass ...
... PatientInnen marginalisiert werden und dadurch so genannte Drehtür-PatientInnen geschaffen werden. Der Fokus des biomedizinischen Ansatzes in der herkömmlichen Behandlung richtet sich auf die Kontrolle und die Regulation von Symptomen und nicht auf die Eigenverantwortung der Betroffenen in ihrem Behandlungsprozess. Dies führt dazu, dass sie in ihrer Situation stecken bleiben und es zu wiederholten Krankenhausaufenthalten kommt. Die Betroffenen fühlen sich nicht wahrgenommen und werden durch das System entmachtet. Patienten und Behandler sprechen nicht die gleiche Sprache. BET stellt ein alternatives Behandlungsmodell dar, um Menschen die als therapieresistent gelten, zu begleiten, damit sie sich nicht länger in der Opferrolle wiederfinden. Zu diesem Formenkreis gehören Menschen mit andauernden schweren Symptomen von Halluzinationen, Dissoziation, selbstverletzendem Verhalten, Zwängen, Essstörungen und schweren Angstzuständen. Die BET geht von folgenden Grundgedanken aus:
- Jeder Mensch ist für sein Leben und seine Gesundheit verantwortlich
- Menschen können lernen ihr Verhalten eigenständig zu regulieren
- Das Leben ist manchmal hart und schwer
- Gefühle sind nicht gefährlich und werden nie gefährlich sein
- Das Leben ist im Grunde bedeutungslos und alle Versuche, Sinn zu machen, sind vergebens
- Das Leben ist schmerzhaft, das Leben war immer schmerzhaft und das Leben wird immer schmerzhaft sein
- Der Weg zu einem Leben, dass möglich ist zu leben, führt durch den Verzicht auf den Kampf gegen den Schmerz
- Jeder Einzelne erschafft sein Leben durch seine Entscheidungen und Handlungen
- Du musst dich akzeptieren wie du bist
- Nur du selbst kannst Veränderungen durch aktive Entscheidungen herbei führen
- Der Patient ist derjenige der seine Probleme aufrecht erhält
Diese Aussagen, beruhend auf den Annahmen der existentiellen Psychotherapie, begleiteten mich gleich die ersten beiden Tage. Als empathische Krankenschwester stellte ich diese Art der Behauptungen erst einmal in Frage und eröffnete die These, ob diese Thesen nicht doch sehr hart und wenig emphatisch seien. Es entwickelte sich eine spannende Diskussion über zu viel Verantwortungsübernahme durch die Behandler, die Abhängigkeiten schafft. Auch das zuviel an Empathie würde Situationen schaffen, in denen sich die Betroffenen in Dependenz wieder finden. Jan Hammer erläuterte mir die Grundhaltung, die das Werkzeug dieser Therapie ist, anhand der Aussage einer Krankenschwester:"Meine Erfahrung ist, dass wenn man den Menschen die Möglichkeit gibt, ihre Wahrnehmung über das, was wirklich das Problem ist, zu verändern, verändert sich auch die Beziehung zwischen Therapeut und Patient. Oft ist der Patient zuerst wütend, aber mein Job ist es weiter zu sehen als nur im hier und jetzt. Natürlich ist es schmerzhaft am Anfang, aber ich muss den Kurs halten und ich kann nicht damit beschäftigt sein, Sympathie von Patienten zu bekommen. Über Empathie tendiere ich zu sagen, dass sie hinter den sieben Bergen liegt. Das was ich mache ist empathisch, aber so sieht es im Augenblick nicht aus." "Empathy in a long way” im Sinne von BET, ist eine Aussage, über die ich noch lange nachdenken musste. See you …
Eure Stefanie
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