Drucken     Fenster schließen
16. / 17.08.2018 Tansania

Eindrücke, Klinikalltag und Klinikablauf der PflegerInnen und anderen MitarbeiterInnen (1)

Liebe Blog-LeserInnen,

> zum Vergrößern anklickenwie sieht eigentlich so ein Arbeitstag hier für die nurses aus?

Das habe ich versucht heraus zubekommen, da aber niemand so richtig für mich zuständig war, bin ich einfach überall und mit jedem auch noch so „fachfremden“ mitgelaufen. Die Behauptung, dass niemand so richtig für mich zuständig war, stimmt nicht so ganz. Denn der Clinical Officer hat mich allen vorgestellt und ließ mich dann machen. Nach einigen Tagen meinte er, ich gehörte jetzt zur Familie ...

... und das war ehrlich gemeint. Das war eine witzige Situation, denn dann sollte ich nämlich neue Gäste, die hier ein paar Tage im Guesthouse übernachteten, durch das Gelände führen und vorstellen. Sehr schlau von ihm! Das hatte ich noch gar nicht erzählt, das LMH betreibt auch ein Guesthouse für Menschen die in den Usambarabergen wandern wollen oder Interessierte an LMH oder ein Volontariat machen oder wie ich hier hospitieren. Das nur by the way.

... Ich habe mir also selbstständig meinem Tag geplant, sobald ich wusste was, wie, wo etwas stattfindet.

Die examinierten PflegerInnen tragen grüne Arbeitskleidung und meist geschlossene Schuhe.
Grundsätzlich sieht der Dienstplan sehr übersichtlich aus. Es gibt insgesamt vier PflegerInnen, die abwechselnd arbeiten. Für jede Schicht gibt es eine examinierte Pflegekraft, eine ist im Frei also im Off (= O) oder in Urlaub (= L). Der Frühdienst geht von 7-14 Uhr (= A), der Spätdienst von 14-20 Uhr (= P), der Nachtdienst von 20-7:30 Uhr (= U). Wobei der Nachtdienst wohl Schlafen darf, da dieser am nächsten Tag noch am Morning Report teilnimmt.

Es wird in 5-7 Tagerhythmus gearbeitet. Dann gibt es wie bei uns alle zwei Wochenenden frei und nach einem Nachtwachentourn etwa drei Tage Nachtwachenfrei.

Zu jeder Schicht ist jeweils auf den zwei Stationen noch eine PflegeassistentIn, die sich meistens nur auf der Station aufhalten und nach dem rechten schauen, für das Auf- und Zuschließen der Türen zuständig sind oder die PatientInnen zu etwas begleiten. Döse sind dadurch, dass sie nah am PatientIn sind, auch verantwortlich dafür, Auffälligkeiten, Unruhe und allgemeine Situation der PatientInnen und eventuell auch zu handeln. Beispielsweise wenn ein PatientIn in eins der Isolationszimmer gebracht werden sollte. Bei der Umsetzung muss eine examinierte PflegerIn dabei sein. Gründe für das Isolationszimmer sind, dass die PatientIn noch nicht Gruppen kompatibel ist, sich und andere gefährden können oder auch zu unruhig sind oder gar ganz freiwillig rein möchten, weil es zu viel ist unter den anderen MitpatientInnen zu sein. Die PflegeassistentIn schauen dann in regelmäßigen Abständen nach den PatientIn. Die PflegerIn ist dann verantwortlich, dass die PatientIn ihre Medikamente oral oder auch intramuskulär erhält.
An einem Arbeitstag sind insgesamt ca. 15 MitarbeiterInnen auf dem Gelände beschäftigt. Also pro Schicht eine examinierte Pflegekräfte, ein PflegeassistentIn und ein Arzt. Ein Sozialarbeiter für den ganzen Tag und zuständig für alle PatientInnen. Die anderen MitarbeiterInnen gehören zu den Werkstätten, Küche, Garten etc. Die Ausnahme bildet die Dispensary, die hat keine Schichten und ist wie bei den begleitenden Diensten gegen 16:30 dann geschlossen. Allgemein gilt diese Besetzung bis Donnerstag, am Freitag wird weniger angeboten und auch eher Schluss gemacht.

Zu den examinierten Pflegekräften gibt es noch einen Nurse Officer (pflegerische Leitung). Dieser hat nicht nur sein Krankenpflegeexamen,  sondern auch noch den Bachelorstudium gemacht. Insgesamt  braucht das mit Praktikumseinsatz 5-8 Jahre. Dafür darf er ärztliche Tätigkeiten durchführen wie intravenös Spritzen, Medikamente anordnen und Gespräche mit PatientInnen und Angehörigen führen und ist auskunftsbefugt. Hinzu kommt, dass er im wöchentlichen Wechsel mit den anderen vier Ärzten aus dem LMH in die psychiatrische Ambulanz nach Korogwe eingesetzt wird.

Der Tag beginnt hier für die Pflege um sieben Uhr mit einem kleinen Rundgang auf der Frauenstation, gleichzeitig werden alle mitgenommen die an der morgendlichen Andacht teilnehmen möchten. Die Gesangsbücher werden auf dem Weg mitgenommen und verteilt. Nach der Andacht nehmen alle Bereiche die Dienst haben am Morning Report teil, einschließlich der Nachtwache. Da gibt es sozusagen eine Übergabe der PatientInnen aus dem vergangenen Tag und der Nacht und aktuelle Informationen. Anschließend werden die Medikamente ausgeteilt und sofort für den nächsten morgen gestellt. Dasselbe geschieht auch für die Abendmedikamente, die um 16 Uhr verteilt werden.

> zum Vergrößern anklickenDas System des „Medikamententabletts“ ist nicht sofort ersichtlich. Es gibt welche für die Frauen und für die Männer. Sie sind zudem nach den überweisenden Krankenhäusern geordnet. Ein Tablett ist witzig, es ist mir „Kizungu Zungu“ gekennzeichnet.

Es bedeutet eigentlich schwindelig, sinngemäß auch durcheinander, aber auf jedem Fall eher lustig gemeint. Hierbei ist es ein Hinweis darauf, dass sich auf diesem Tablett Medikamente für Frauen und Männer und für morgens und abends befinden.

Oberhalb der Medikamentenbecher sind die dazugehörigen Namen der PatientIn handschriftlich notiert. Im Laufe der Zeit lernte ich ich Namen und die Gesichter dazu. Für mich war es wichtig alle PatientInnen zumindest als Person wahrzunehmen, wenngleich nicht automatisch ihre Geschichten. Die PatientInnen freuten sich häufig, mit den richtigen Namen angesprochen zu werden oder das ich mich an sie erinnern konnte, als eine Person und nicht das Gefühl zu haben nur ein PatientIn von vielen zu sein.

Wie es mit den Medikamenten und dem Arbeitsalltag weiter geht erfahrt Ihr im nächsten Post.

Herzlichst Nerissa

< zurück