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04.09.2019 Wieder in Deutschland

Mein Abschlussbericht


Hallöchen und Grüß Gott! 

 

Ich werde es übrigens ein bisschen vermissen, die Leute mit "Grüß Gott" zu begrüßen. Auch wenn es sich immer ungewohnt angefühlt hat, war es irgendwie eine witzige Anrede. Wie dem auch sei. Ich bin wieder in Deutschland und auch schon wieder auf meiner Station am arbeiten. Und da ist mir direkt wieder vieles klar geworden. Wenn man in ein neues Umfeld kommt, ist es ja immer etwas schwierig sich an neue Menschen, Charaktäre und Gruppendynamiken und Teams zu gewöhnen. Einfach, weil man das gewohnte Umfeld kennt und neues erst einmal furchteinflößend ist. Ich bin aber insgesamt sehr froh diese Erfahrung gemacht zu haben und die Schwester vom St. Anna haben es mir wirklich leicht gemacht mich zurecht zu finden, was das menschliche angeht. Und doch arbeiten wir trotz des selben Krankheitsbildes sehr verschieden. Das fängt bei einfach Dingen wie Infusionsleitungen an und hört bei großen THemenfeldern wie Therapieprotokollen auf. In Wien wurden Leukämien nach dem BFM Protokoll behandelt, wir behandeln aber nach COALL. Das klingt zwar nicht nach einem großen Unterschied, ist es aber im alltäglichen Stationsleben schon. Gerade, wenn man ein Berufseinsteiger ist wie ich und sich an die eine Studie gewöhnt hat. Ich bin ja mit der Zielsetzung in die Hospitation gegangen mehr über das Selbstbild der Pflege herauszufinden und auch dort habe ich große Unterschiede fest stellen können. Auf meiner Station übernehmen die Pflegekräfte schon viel Verantwortung und wir haben ein gutes Team und gute Oberärzte, die alle diese Verantwortung mittragen. Dadurch, so nehme ich es jedenfalls wahr, werden die Aufgaben gut verteilt. Man kann sich sicher sein, dass bei heikleren Aufgaben immer ein Kollege oder eine Kollegin zur Stelle ist, die mit hilft. Das habe ich im St. Anna auch beobachten können, allerdings sind viele der heikleren Aufgaben definitiv in der Verantwortung der Schwestern, sodass ihnen der Rückhalt der Ärzte manchmal wegfällt. Obwohl ich sicher bin, dass die Ärzte im St. Anna, wenn es hart auf hart kommt, immer mit an packen um den Stationsalltag zu bewältigen. Tja ich bin ganz zwiegespalten was diese Erkenntnis mit mir macht. Eigentlich war ich immer dafür, mehr Aufgaben in den Bereich der Pflege zu geben, eben um auch die Ärzte zu entlasten, aber dafür müsste die Pflege ja erst einmal belastbar sein. Und hier fängt man sich wieder an zu drehen im System des Pflegenotstandes, den es scheinbar in Österreich genauso wie in Deutschland gibt. Das macht einen irgendwie etwas traurig, weil der Beruf an sich so schön ist und doch weiß man nicht, wie lange man in diesem System durchhält. Und ich empfinde, dass es uns in der Kinderkrankenpflege schon recht gut geht. Aber ich möchte wie immer hoffnungsvoll in die Zukunft und die Politik schauen und optimistsisch sein, dass sich etwas tun wird und mich nicht auf eine dystopische Zukunft fokussieren die eventuell gar nicht eintreten wird. 

So, ich glaube ich bin etwas vom Thema abgekommen. Mein Fazit: Ich habe SO viel lernen dürfen in meiner sehr kurzen Hospitation von nur 2 Wochen. Ich hatte eine schöne Zeit im St. Anna und Wien wird immer eine Stadt meines Herzens bleiben. Ich kann jedem nur empfehlen, sich so eine Zeit der Hospitation in einem anderen Land zu nehmen.

Und damit schließe ich meinen Blog. Over and Out.

Die Joana 

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