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20.08.2019 Stationsalltag

Ein Tag im St. Anna Kinderspital


Grüß Gott!

Ich habe vor einigen Tagen erfahren, dass das hier die höfliche Anrede ist und ein einfaches "Hallo" nur unter Freunden benutzt wird. Wer weiß wie vielen Menschen ich hier schon auf den Schlips getreten bin... 

Aber genug davon. Ich dachte, ich stelle euch heute mal meinen Stationsalltag vor. Der sieht nämlich folgendermaßen aus:

6:45 Dienstbeginn

Der Dienst beginnt mit einer Übergabe der Nachtschwestern zu den Kindern und den Vorkommnissen der letzten Tagen. Da die Schwestern hier ja 12 Stunden Dienste machen kommt es schon mal vor, dass eine oder zweien von ihnen das erste Mal in der Woche da sind, weswegen die Übergaben etwas umfangreicher sind. Gegen 7:15/7:30 gehen dann die Tagdienstschwestern durch die Zimmer und kontrollieren die Infusomaten. Die Nachtschwestern müssen so lange warten, bis die Tagschwestern alles überprüft haben und die Nachtschwestern sozusagen von jeglichen Irrtümern "frei sprechen". Dann wirrd sich auf die Zimmer aufgeteilt. Die Station hier hat elf Zimmer, allerdings sind das Einbettzimmer, wenn es hoch kommt, versorgt also eine Schwester 4 Patienten. 

7:45 Patienten begrüßen/aufwecken

So circa um vietel vor 8 gehen die Schwestern durch die Zimmer und messen die Vitalzeichen von den Kindern sowie Temperatur und Gewicht. Dabei sind sie aber nicht allzu streng, wer zu dem Zeitpunkt noch schläft, darf meistens auch noch ein bisschen weiter schlafen. Gleichzeitig nehmen sie Blut ab und verteilen die ersten Medikamente. Wobei auch hier eigentlich die Eltern der Kinder für die Medikamente, die geschluckt werden müssen, zuständig sind und sie selber ihren Kindern fertig machen. 

8:30 1. Visite

Dann folgt schon die erste Visite. Die Ärzte trudeln hier gegen halb 8/8 ein und schauen sich die Kurven der Kinder an. Dann wird besprochen, was heute eventuell passieren könnte oder was auf jeden Fall dran ist. Interessant ist, dass das alles im Stationszimmer passiert und keiner der Ärzte schon ein Kind begutachtet hat. Die Schwestern versuchen meist hiervor oder hiernach eine kurze Esspause dazwischen zu quetschen und sich ein Brot rein zu schieben. Ich will ehrlich sein, das klappt in der Hälfte der Fällen eher semigut. Danach beginnt das, wwas so normal ansteht, also Untersuchungen, hier wird ja jedes Kindd bilanziert also muss auch Urin gemessen werden (und der Entsorgungsraum sauber gehalten werden) und so weiter. Wenn es möglich ist, bereiten die Schwestern in dieser Zeit alle intravenösen Medikamente für die nächsten 24 Stunden vor. Laut dem Hygienestandard ist das in Ordnung, sofern die Medikamente so lange haltbar sind und wenn sie unter dem Laminar Air Flow zubereitet wurden.

10:30 2. Visite

Nun folgt die zweite Visite, wo die Ärzte die Blutwerte anschauen und Chemotherapien besprechen. Die Chemotherapien müsssen hier von mindestens 2 Ärzten und einer Schwester kontrolliert worden sein, bevor die Schwester sie anhängen darf. Danach stehen größere Untersuchungen wie Punktionen oder das Legen von Zugängen an. 

12:00 Bilanzrunde

Bis 12 Uhr müssen die Patienten alle ihre Urine abgegeben haben. Dann wird geschaut was sie gegessen und getrunken haben und es wird eine Bilanz errechnet. Bei der Gelegenheit werden die Vitalzeichen der Kinder noch einmal gemessen. Die Chemotherapien starten ab jetzt. Gegen 12 Uhr gehen auch die Ärzte mit der Stationsschwester (also der Stationsleitung) einmal in alle Zimmer und begutachten die Patienten und besprechen mit ihnen das weitere Vorgehen. Um 12:30 machen die Schwestern eine Mittagspause. Die geht meistens so 30-45 Minuten, je nach Umstand und dann werden die Kurven für den nächsten Tag vorgeschrieben, Blutentnahmen vorbereitet, Kinder aufgenommen oder entlassen und so weiter. 

14:45 Feierabend

Ich darf ja um 14:45 gehen, die Schwestern haben dann noch knapp 4 Stunden zu arbeiten. Ich bummle dann durch Wien oder, wie heute, lege mich an die Donau und entspanne bei einem guten Buch.

 

So, genug Informationen für heute. Puh das war ein langer Text. Habt einen wunderbaren Dienstag! 

Die Joana

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