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Nachruf:

Christoph Abderhalden


Konsequent stellte Christoph Abderhalden sein praktisches Handeln und sein wissenschaftliches Arbeiten in den Dienst von psychisch kranken Menschen, mit denen er eng und auf Augenhöhe zusammen arbeitete. Er stand für eine selbstbewusste und qualifizierte Pflege, die ihre Patienten/Klienten befähigt und begleitet ihren eigenen und selbstbestimmten Weg zu gehen.

Christoph Abderhalden war immer an Entwicklung interessiert, immer in Bewegung, er scheute es nicht fachliches Neuland zu betreten. Das belegt seine Vita eindrücklich: 1954 geboren verweigerte der Pazifist direkt nach seiner Schulzeit mutig den Dienst an der Waffe und wurde – gemäß dem damaligen schweizer Recht – für die Wehrdienstzeit inhaftiert. Nach der Haft lernte er psychiatrische Krankenpflege und arbeitete als Psychiatriepfleger in Wil und Herisau. Es folgte die Weiterbildung zum Lehrer für Krankenpflege (1983) und zum Pflegeexperten (Höhere Fachausbildung Stufe II), die Tätigkeit als Lehrer für Krankenpflege erfolgte in Herisau und als Pflegeexperte in Embrach. 1986 erschien als Produkt seiner Abschlussarbeit in der Ausbildung zum Lehrer für Pflege sein erstes Buch „Psychiatrische Krankenpflege und Soziotherapie“. Er war Leiter der Höheren Fachausbildung in psychiatrischer Pflege (Stufe I) in Embrach bis 1998. Er schloss 1999 sein pflegewissenschaftliches Studium am WE’G (Aarau, Schweiz) und an der Rijksuniversiteit (Maastricht, Niederlande) als Master in Nursing Science ab. Von 1990 bis 2003 war er am WE’G Weiterbildungszentrum für Gesundheitsberufe Aarau Dozent, Kursleiter, Mitarbeiter des Bereichs Beratung, Forschung und Entwicklung. Seit Herbst 2003 arbeitete er als Leiter der Abteilung Forschung / Entwicklung Pflege und Pädagogik in den Universitären Psychiatrischen Diensten (UPD) in Bern. Er promovierte 2008 an der Rijksuniversiteit Maastricht zum Thema „Gewaltrisiko auf Akutstationen“. Seit Frühjahr 2010 war er als Direktor Pflege und Pädagogik in den Universitären Psychiatrischen Diensten Bern und als Lehrbeauftragter am Institut für Pflegewissenschaft der Universität Basel tätig.

Christoph Abderhalden initiierte oder begleitete sehr viele Projekte. Er wirkte in etlichen Organisationen und Verbänden in der Schweiz mit; länderübergreifend gehörte er zum Komitee des Dreiländerkongresses Psychiatrische Pflege und zum Herausgeberteam der Onlinezeitschrift zppg.eu. Er beteiligte sich aktiv an der Vernetzung der europäischen Psychiatrischen Pflege und war ein geschätztes Mitglied der European Violence in Psychiatry Research Group. Er hat viel publiziert, u.a. ist er Mitherausgeber des „Lehrbuchs Psychiatrische Pflege“ (Verlag Hans Huber, 2011) ), der „Pflegediagnosen und Maßnahmen“ (von Doenges et al., Verlag Hans Huber 2013) und der „Pflegediagnosen für die psychiatrische Pflege“ (von Mary Townsend, Verlag Hans Huber, 2012). Durch Veröffentlichungen von Forschungsarbeiten in international renommierten Journalen, durch seine Gutachtertätigkeit für Fachzeitschriften-etwa die „Pflege“ (Verlag Hans Huber)  – und seine Vernetzung mit Experten weit über den deutschsprachigen Bereich hinaus, hat er einen wichtigen Beitrag zur Professionalisierung Psychiatrischer Pflege geleistet.

Christoph Abderhalden starb – 59-jährig – am 10.03.2013 an den Folgen seiner Krebserkrankung.

Die psychiatrische Pflege in der Schweiz und im deutschsprachigen Raum verliert einen großartigen und engagierten Denker und Gestalter. Für viele psychiatrisch Pflegende ist Christoph Abderhalden ein großes Vorbild. Alle, die mit ihm zusammen arbeiten durften, verlieren einen offenen, hilfsbereiten, freundlichen, kritischen, humorvollen und fleißigen Freund, Gefährten und Wissenschaftler.

Christoph Abderhalden hinterlässt eine immense Lücke. Wir sind ihm zu größtem Dank verpflichtet und wollen sein Andenken ehren.

Wir nehmen Anteil am Leid seiner Familie und seiner Freunde.

 


Deutsche Fachgesellschaft Psychiatrische Pflege (DFPP e.V.)
Ruth Ahrens, Bruno Hemkendreis, Uwe Genge

Herausgeberteam und Lektorat „Lehrbuch Psychiatrische Pflege“
Dorothea Sauter, Dr. Ian Needham, Stephan Wolff, Jürgen Georg, Michael Herrmann

Organisationskomitee „Dreiländerkongress Psychiatrische Pflege“
Prof. Dr. Michael Schulz, Anna Hegedüs, Dr. Susanne Schoppmann, Udo Finklenburg, Harald Stefan, Dr. Ian Needham, Prof. Dr. Sabine Hahn

Herausgeber und den Fachbeirat „Psych. Pflege Heute“
Prof. Dr. Michael Schulz, Prof. Dr. Sabine Hahn, Bruno Hemkendreis, Michael Löhr, Dorothea Sauter, Gianfranco Zuaboni

Für das Herausgeberteam „Praxiswissen: Psychosozial“
Hilde Schädle-Deininger, Dr. Susanne Schoppmann

Die Redaktion der Zeitschrift „Pflege“

Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft (DGP e.V.)
Prof. Dr. Renate Stemmer, Prof. Dr. Thomas Fischer, Prof. Dr. Doris Tacke, Heinrich Recken, Erika Sirsch

Für die European Violence in Psychiatriy Research Group (EViPRG)
Prof. Dr. Tilmann Steinert

Fachreferat Psychiatrische Pflege der DGPPN
Stephan Bögershausen, Frank Vilsmeier

Bundesinitiative Ambulante Psychiatrische Pflege (BAPP e.V.)
Micheal Theune, Volker Haßlinger, Günter Meyer

Institut für Pflegewissenschaft, Universität Basel

Prof. Dr. Johann Behrens, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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