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Die Akademisierung kommt:

HEP-Ausbildung

Es ist – zumindest zunächst – nicht geplant, den Studiengang grundständig anzubieten, sondern nur im Aufbau auf die fachschulische HEP-Ausbildung, die sich unserer Einschätzung nach durchaus bewährt hat. ‚Aufbau’ bedeutet dabei, dass etwa 60 sog. Creditpoints (CP) aus der Ausbildung auf das Studium angerechnet werden. Für den Bachelor-Abschluss ist der Erwerb von 180 CP erforderlich, d.h. das Studium wird durch die Erstausbildung um etwa ein Drittel verkürzt. Die kooperierenden Fachschulen werden ihr Ausbildungscurriculum an die Inhalte des Studiums anpassen, so dass ein Übergang ins Studium problemlos möglich ist. Absolventen anderer Fachschulen werden sich einer Einstufungsprüfung zur Anerkennung der Vorleistung unterziehen müssen, auf die sie aber durch die FH vorbereitet werden.

Weshalb denn nun HEP als Studium? Darauf gibt es mindestens vier Antworten:

  1. Heilerziehungspflege hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu der Berufsqualifikation für die Arbeit mit Menschen mit geistigen und mit psychischen Beeinträchtigungen entwickelt. Als fachschulische Ausbildung bietet sie nur wenige Anschluss-Qualifikationen. Das Studienangebot soll den Einstieg in eine akademische Qualifikation ermöglichen, ohne dass dabei auf eine neue Profession ‚umsteigen’ zu müssen. Dabei wird der Studiengang drei Vertiefungs-Wahlbereiche anbieten: Leiten – Beraten – Basale Begegnung. Das Studium qualifiziert damit zur Übernahme von Leitungs- und Sonderaufgaben, ermöglicht aber auch ein späteres Master-Studium.

  2. Die Aufgabenfelder, in denen HEPs arbeiten, haben sich in den vergangenen Jahren stark ausdifferenziert. Die Ansprüche an die Arbeit sind erheblich gewachsen – Stichworte wie Auflösung von Komplex-Einrichtungen, Ambulantisierung, Personzentrierung, Teilhabe-Beratung/Gemeinwesenorientierung, Alltagsbegleitung und Persönliches Budget verdeutlichen dieses. Zugleich sinkt auf Grund der knappen Finanzierung der Fachkräfteanteil; ein Personal-Mix aus Fachkräften, Hilfskräften und Angelernten verlagert die fachliche Verantwortung und die Aufgabe der Anleitung und Überwachung auf die weniger werdenden Fachkräfte. Heilerziehungspflege ist ein ‚Kunstprodukt’ aus den Fachdisziplinen Erziehungswissenschaft/Heilpädagogik und Pflegewissenschaft und unter der Perspektive der Alltagsassistenz von Menschen, von denen einige den Berufsnamen „HEP“ kritisch kommentieren: ‚Wir können in unserer Behinderung nicht geheilt werden – wir wollen nicht erzogen werden – wir müssen nicht gepflegt werden.‘ (Besser klingt er auf Englisch: Inclusive education and care.)

  3. (Als Beruf hat sich HEP bewährt – aber eine wissenschaftliche Theorie der „Hybridwissenschaft“ Heilerziehungspflege steht noch aus. Im Studiengang Bachelor Heilerziehungspflege soll dazu geforscht und diese Theoriebildung einschließlich der unerlässlichen Reflexion der rechtlichen und ethischen Rahmenbedingungen (UN-Behindertenrechtskonvention) nach und nach geleistet werden. An der FH der Diakonie wird dazu die bundesweit erste Professur für Heilerziehungspflege eingerichtet werden.

  4. Etwa die Hälfte aller Schulabsolventen beenden heute ihre Schulzeit mit der Fachhochschul- oder der Allgemeinen Hochschulreife. Die meisten von ihnen möchten anschließend studieren. Die kombinierte HEP-Ausbildung mit integriertem Studium soll diese Zielgruppe für eine attraktive Berufsqualifikation mit guten beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten ansprechen.

Voraussichtlich im Frühjahr oder Herbst 2014 soll die erste Studierendengruppe in Bielefeld an den Start gehen. Wer daran Interesse hat, kann sich heute schon unverbindlich anmelden und erhält dann jeweils die aktuellen Informationen: info@fh-diakonie.de. Auch weitere Fach- oder Hochschulen, die Interesse an einer möglichen Zusammenarbeit haben, sind zur Kontaktaufnahme eingeladen: thomas.zippert@fhdd.de.

Prof. Dr. Martin Sauer, Rektor der FH der Diakonie in Bielefeld

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