Hallo liebe Blogleser und Blogleserinnen,
heute ist meinen vorerst letzter Tag im Kinder- und Jugendhospiz in Bethel. Die Zeit ging so schnell vorbei, aber ich möchte euch noch von meinem heutigen Dienst berichten. Begonnen hat dieser um 6:30 Uhr mit einer halbstündigen Übergabe von Nachtdienst. Es sind mittlerweile so viele neue Kinder da (bis auf die ukrainischen Jungs), dass ich kaum eines der Kinder kannte. Das liegt daran, dass im Sommer die Aufenthalte immer etwas kürzer sind, da so viele Familien vor allem in den Ferien kommen möchten.
Heute durfte ich eine Pflegekraft und einen 12-jährigen blinden schwermehrfachbehinderten Jungen begleiten. Nachdem sie mir noch detailreicher als in der Übergabe was über den Jungen erzählte und wir gemeinsam seine Kurve durchgegangen sind, bereitete sie die Medikamente für ihn vor. Da er oral keine Medikamente zu sich nehmen kann, werden Tabletten in Wasser aufgelöst und mithilfe von Spritzen für parenteral Ernährung über die PEG gegeben. Tee und Sondenkost wurden ebenfalls über die PEG gegeben. Danach bleibt der Junge noch eine halbe Stunde im Bett in einer Oberkörperhochlagerung, weil er laut Mutter manchmal nach dem Frühstück erbricht. In dieser halben Stunde bereitet die Pflegekraft alles für ein Bad vor, Handtücher, Waschlappen, frische Wäsche, eine neue Schutzhose, Duschgel und Shampoo, Kompressen und Desinfektionsmittel für den PEG-Verband und weiteres. Mit einer Duschtrage ist der Transfer in das Pflegebad zur höhenverstellbaren Badewanne angenehmer für Pflegekraft und Gast. Obwohl in der Akte steht, dass er baden mag, wirkte er nicht sonderlich entspannt und deswegen wurde alles etwas verkürzt, aber das Eincremen fand er umso besser! Nachdem er angezogen in seinem eigenen individuell angepassten Rollstuhl saß, war es schon bald Zeit für eine Zwischenmahlzeit. Angereicht wurde ihm ein Joghurt, den der über eine halbe Stunde zur Hälfte gegessen hat, da er eine Dysphagie hat, braucht er immer etwas länger beim Essen. Kurz danach hat er leider erbrochen und wirkt laut Pflegekraft leicht gräulich und schlapper als sonst, die Mutter wurde sobald sie vom Frühstück gekommen war, informiert. Gemeinsam wurde besprochen, dass man ihn weiter beobachtet und Temperatur misst, da er bei Fieber zu Krämpfen neigt. Weiterhin wurde erstmal auf die orale Ernährung verzichtet und er hat Tee über die PEG bekommen.
Nach der Frühstückspause sind wir zum Highlight des Tages gegangen, nämlich zur Pferdetherapie. Die ist einmal in der Woche für eine Stunde, coronabedingt kam es allerdings oft zu Ausfällen in den letzten zweieinhalb Jahren. Außerdem braucht es auch mindestens drei bis vier Angestellte, um die Pferdetherapie zu ermöglichen. Dabei sitzt eine Person mit auf dem Pferd, eine ist hinter dem Pferd um es zu Führen und links bzw. manchmal auch rechts vom Pferd ein bis zwei weitere Personen.
Leider kann der 12-jährige Junge nicht reiten, da nur Kinder bis 35kg auf das Pferd dürfen und er schon schwerer ist. Wir sind trotzdem mit ihm dahin spaziert, weil er gerne im Freien ist und so neue Gerüche riecht, die Wärme auf der Haut spürt und die Pferde hört. Noch vier weitere Kinder sind mitgekommen, d.h. insgesamt fünf Kinder, von denen drei reiten durften und zwei die Atmosphäre genommen haben. Bei den drei reitenden Jungs war sehr erstaunlich zu sehen, wie schnell ihre Körper sich an die Bewegung des Pferdes adaptieren. Z.B. nimmt ein Junge immer eine Embryonalstellung ein, selbst bei der Inkontinenzpflege ist es sehr schwierig ihn zu versorgen, da er seine Beine ständig angezogen hat und immer nach links, aufgrund einer Skoliose, fällt. Ich habe kaum meinen Augen getraut, als er nach wenigen Runden auf dem Pferd völlig entspannt mit langausgestreckten Beinen und mit einer fast geraden Haltung auf dem Pferd saß und sehr fröhlich wirkte. Da merkt man erst richtig, was Pferdetherapie ausmacht!
Nach dem Spaziergang zurück ins Hospiz ging es für den 12-jährigen zurück ins Bett, auf das er sich schon sehr gefreut hat, da er sich so freier bewegen kann. Die Inkontinenzmaterialien wurde vor seiner Mittagsruhe noch mal gewechselt und seine Sondenkost sondiert. Darüber hinaus wurde noch sehr Sensor für das Monitoring angelegt und die Kuscheltiere neu im Bett verteilt.
Und schon ging es zur Übergabe an den Spätdienst und mein Dienst endete um 14.30 Uhr.
Die Zeit verging sehr schnell und ich freue mich euch Ende August wieder von meinen Eindrücken im Kinder- und Jugendhospiz zu berichten. Bis dahin sind Sarah und Manuel für euch da!
Bleibt gespannt!
Eure Kathrin :)
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